Meeresplastik recyceln: wie geht das eigentlich?
Von Angelika Rudi
Plastik sammeln und recyceln
Was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der Praxis allerdings eine große Herausforderung und in der Umsetzung sehr komplex. Denn Plastik ist nicht gleich Plastik und längst nicht jeder Kunststoff ist für die Wiederverwertung geeignet.
Plastik verantwortungsvoll nutzen
Mit Plastik werden verschiedenste Kunststoffe bezeichnet, die aus Erdöl mit diversen Zusatzstoffen hergestellt werden. Problematisch ist vor allem, dass mit dem Erdöl für die Produktion eine Ressource verbraucht wird, die nur begrenzt zur Verfügung steht. Aber Plastik hat auch viele Vorteile. So ist es beispielsweise leicht, witterungsbeständig und flexibel. Je nach Kunststoffart ist es elastisch, fest oder biegsam. Ein vielseitiger, sehr nützlicher Werkstoff also! Statt Plastik generell zu verdammen, ist es sinnvoller, es mit Bedacht zu nutzen und bereits vorhandenes zu recyceln.
Plastik aus den Ozeanen fischen
Damit Plastik aus den Ozeanen recycelt werden kann, muss es erst einmal herausgefischt werden. Aktuell sprechen wir von ungefähr acht Millionen Tonnen Plastik, die jedes Jahr im Meer landen. Davon schwimmt nur ein kleiner Teil an der Oberfläche. Der weitaus größere setzt sich in den tieferen Gewässern und am Meeresboden ab. Den Müll von dort wieder zu entfernen, ist bisher kaum möglich. Eine große Umweltbelastung stellt dabei das Mikroplastik dar. Inzwischen gibt es einige Projekte, die nach Wegen suchen, um es aus dem Wasser zu filtern.
Plastik ist nicht gleich Plastik
Eine weitere Herausforderung ist, dass im Meer unterschiedlichste Plastikarten schwimmen, von denen sich bisher nur ein Teil recyceln lässt. So kann beispielsweise eine einzige Plastikverpackung aus unterschiedlichen Kunststofffolien bestehen. Damit verbunden sind verschiedene chemische Strukturen, die es schwer machen, sie voneinander zu trennen. Leider betrifft das einen großen Teil des gesamten Plastikmülls. Dieser eignet sich nicht für das Recycling, sondern wird verbrannt und die dabei entstehende Energie weiter verwertet. Diese Vorgehensweise nennt sich energetische Verwertung.
Welche Arten des Recyclings gibt es?
Bei der sogenannten rohstofflichen Verwertung wird das Plastik in niedermolekulare Bestandteile umgewandelt. Diese werden als Ersatz für Kohle, Erdgas oder Erdöl genutzt. Das Ziel der Verwertungsart ist es also, Rohstoffe zurückzugewinnen. Angewandt wird das Verfahren meist bei Produkten, die eine unterschiedliche Zusammensetzung haben und die sich nicht für die werkstoffliche Verwertung eignen. Nur bei dieser wird das Plastik im eigentlichen Sinne recycelt und die chemische Struktur dabei erhalten.
- Der Plastikabfall wird zuerst sortiert, dann gereinigt und anschließend zerkleinert. Aus dem sogenannten Rezyklat, einem Granulat, können nun neue Produkte hergestellt werden.
- Ebenfalls zur werkstofflichen Verwertung zählt es, wenn der Plastikmüll eingeschmolzen und direkt zu etwas Neuem verarbeitet wird.
Diese Vorgehensweise eignet sich nur für sogenannte Thermoplaste, zu denen diese fünf Kunststoffe zählen.
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Polypropylen (PP)
Dieser Kunststoff wird häufig für Lebensmittelverpackungen, aber auch Strohhalme oder Verschlüsse von Flaschen genutzt. Über ein Drittel der synthetischen Fasern werden außerdem auf der Grundlage von Polypropylen fabriziert. Dieser Kunststoff kann gut umgeschmolzen und so zur Herstellung neuer Produkte genutzt werden. -
Polyethylenterephthalat-Kunststoffe (PET)
PET ist den meisten in Zusammenhang mit Getränkeflaschen bekannt, aber es wird zum Teil auch für andere Verpackungen genutzt. Zu seinen Eigenschaften zählen unter anderem Witterungsbeständigkeit, Reißfestigkeit und dass es verschleißfest ist. -
Polyethylen (PE)
Bei diesem Plastik handelt es sich um einen Kunststoff, der besonders langlebig ist. Genutzt wird er zum Beispiel für Shampoo- oder Waschmittelflaschen, für Rohre, Kanister oder Müllbeutel. -
Polystyrol (PS)
Dieser Kunststoff wird in geschäumter Form zum Schall- und Wärmedämmen, aber auch als Verpackungsmaterial genutzt. Es gibt ihn jedoch auch in einer schlagfesten Form, in der er zum Beispiel für Elektrogeräte oder CD-Hüllen verwendet wird. -
Polyamid (PA)
Polyamid kommt als synthetische Faser beispielsweise in Sportbekleidung, Nylonstrümpfen oder Skischuhen zum Einsatz. Kunststofffasern aus Polyamid sind sehr widerstandsfähig und reißfest, aber auch elastisch und wasserdicht. Genutzt wird das Material in vielen weiteren Bereichen wie dem Fahrzeugbau sowie als Folie für Vakuumverpackungen.
Um bei der Weiterverarbeitung des Plastiks einen Qualitätsverlust zu vermeiden, wird darauf geachtet, nur sortenreine Abfälle zu nutzen. Sortenrein sind Kunststoffe, die aus dem gleichen Thermoplast bestehen, also beispielsweise nur aus Polyamid oder nur aus Polyethylen.
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